Chorprojekt 2017

Im Jahr 2017 wird der Neuwieder Konzertchor das Oratorium „Luther in Worms“ von Ludwig Meinardus aufführen. Es wird dabei zu einer Zusammenarbeit mit der Kantorei der Markuskirchengemeinde aus Köln-Porz kommen.

 

Proben mittwochabends um 20 Uhr im Gemeindehaus an der Marktkirche
Beginn: 8. März
 

Konzerte

29. Oktober 2017, 17 Uhr - Marktkirche Neuwied

12. November 2017, 19 Uhr - Trinitatiskirche Köln

 

Solisten:
Marina Unruh (Sopran), Silke Hartstang (Alt), Fabian Strotmann (Tenor), Rafael Bruck (Bariton), Fabian Kuhnen (Bass).


Die Leitung der Proben und Konzerte haben Kreiskantor Thomas Wegst (Köln) und KMD Thomas Schmidt (Neuwied).

 

Probenplan


Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Musikgeschichte, dass der Stoff um den Reformator Luther ausgerechnet von einem eher unbedeutenden Komponisten wie Ludwig Meinardus vertont wurde. Der Katholik Franz Liszt hatte sich über das Fehlen eines Luther-Oratoriums gewundert und Meinards dazu ermuntert, die Arbeit in Angriff zu nehmen. Dabei bewies Meinardus eine glückliche Hand, denn das Werk hatte bei seiner Uraufführung unter Leitung von Franzs Liszt großen Erfolg.

 

Der musikalische Satz zeigt eine an Bach, Händel und Mendelssohn angelehnte Faktur mit Ausblicken auf eine modernere, vielleicht von Liszt und der neudeutschen Schule beeinflussten Schreibweise. Was dieses Oratorium herausragen lässt, ist die dramatische Konzeption, die konsequent durchgehalten wird und dem Werk einen spannungsgeladenem Handlungsfaden verleiht.

 

Der musikalische Stil des Werkes ist romantisch bis pathetisch.  Neben Luther gibt es die Rollen der Katharina von Bora, Justus Jonas, Friedrich der Weise, Glapio, Kaiser Karl V. und Ulrich von Hutten. Der Chor schlüpft in die Rollen von Pilgern, Nonnen, Anhängern Roms oder Luthers. Meinardus nannte sein Werk ein „musikalisches Drama“. Man könnte auch sagen: Eine Oper ohne Kulissen.

 

Bei diesem Chorprojekt handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des Neuwieder Konzertchores mit der Kantorei Köln-Porz. Darum wird es auch zwei Aufführungen geben (Neuwied und Köln).

 

 



Dies schrieb das Internetportal „Lebendiges Neuwied“:

 

LUTHER IN WORMS

 

Konzert – Oper in der Marktkirche war ein großer Erfolg

 

Mit dem Oratorium in zwei Teilen „Luther in Worms“ stand ein weiteres Highlight zum 500 Jahre Reformation am 29.11.2017 auf dem Plan. Großartige Musik in einer großartigen Kirche.

 

Und es war echt eine Meisterleistung was da zu sehen und zu hören war. Es spielten und sangen der Neuwieder Konzertchor, die Porzer Kantorei und das Sinfonieorchester der Markuskirche Köln-Porz zusammen mit fünf SolistInnen. Der Altarraum war bis auf den letzten Millimeter gefüllt. Ich möchte nicht wissen, wie oft der „Einzug“ in die Kirche geübt werden musste, damit die Logistik so perfekt klappte. Das war so eng, dass die fünf Solisten in der ersten Kirchenbank Platz nehmen mussten, und bei ihrem Einsatz jedes Mal aufstanden und sich umdrehten. Gar nicht so einfach mit dem Dirigenten im Rücken. Und ganz schön nah.

 

In dem Oratorium von Ludwig Meinardus (1827 – 1896) geht es um die Reise Luthers nach Worms und im zweiten Teil handelt es sich um die Verteidigung seiner Thesen vor dem Kaiser und dem Reich.

 

Die Sopranistin Marina Unruh sang die Katarina, Silke Hartstang (Alt) die Magd Marta, der Tenor Fabian Strotmann den Freund von Luther, Justus Jonas sowie den Kaiser Karl V. Die Rolle des Luthers übernahm der Bariton Rafael Bruck und Fabian Kuhnen (Bass) den Beichtvater Glapio, Georg von Frundsberg und Friedrich der Weise.

 

Beeindruckten war die Stimmgewalt der Solisten und Chöre. Ganz besonders als sich im zweiten Teil die beiden Chöre als die Anhänger Roms und die Anhänger Luthers gegenseitig ansingen. Das Zusammenspiel aller Beteiligte funktionierte bestens. So ein Konzert konnte nur mit Standing Ovations enden. Die Leitung dieser Oper hatte Kirchenmusikdirektor Thomas Schmidt und die Porzer Kantorei wurde von Thomas Wegst einstudiert.

Eine zweite Veranstaltung findet noch am 12. November um 19 Uhr in der Trinitatskirche in Köln statt.

 

Elke Döbbeler


Und das schrieb die Rhein-Zeitung am 2.11.2017:

 

Oratorium in der Marktkirche: Monumentales zum Lutherjahr

 

1521. In Worms hat sich der von Karl V. einberufene Reichstag versammelt. Am 17. und 18. April steht der Fall des Wittenberger Mönchs Martin Luther auf der Tagesordnung, angeklagt wegen der 95 Thesen, die er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg heftete. Luther soll sie widerrufen; als er sich weigert, wird die Reichsacht über ihn verhängt. Das ist der geschichtliche Hintergrund für die „geistliche Oper“ oder das opernhafte Oratorium, das 1871 der bis dahin wenig bekannte Komponist Ludwig Meinardus zu schreiben beginnt. Dieses Werk, „Luther in Worms“, entdeckt im 500. Jahr der Reformation auch Kirchenmusikdirektor Thomas Schmidt wieder, sucht für dessen Aufführung in der Marktkirche Neuwied Verstärkung in Köln-Porz, mit der Porzer Kantorei und dem Sinfonieorchester der dortigen Markuskirche.

 

Es braucht schon eines erheblichen Aufwands für dieses wesentlich im 19. Jahrhundert aufgeführte Werk, das in vielerlei Hinsicht den Geist seiner Zeit spiegelt. Politisch den mit der Gründung des Kaiserreichs aufkeimenden Nationalismus, der den widerspenstigen Mönch zur Heldenfigur stilisiert; musikalisch, indem es mit Pomp und Pracht nicht geizt und in seinen technisch anspruchsvollen Chorsätzen Scharen von Sängern voraussetzt, wie sie die allerorten aufkommenden Singakademien mit bis zu 300, 400 Mitgliedern auch boten. Damit kann Thomas Schmidt natürlich nicht aufwarten, selbst wenn er seinen Projektchor um die 50 Sänger der von Thomas Wegst geleiteten Porzer Kantorei verstärkt. Vor diesem Hintergrund bekommt die Coro-spezzato-Technik, die von Meinardus gern eingesetzte Mehrchörigkeit, eine besondere Bedeutung, die in den Doppelfugen der fast den gesamten zweiten Teil des Finales umfassenden Verhandlung über Luther gipfelt.

 

Da geht es wahrhaft dramatisch zu im Streit zwischen den Anhängern Roms und denen Luthers. Dass im Eifer des verbalen, engagiert ausgetragenen Gefechts nicht alles bis zum kleinsten Detail präzise und transparent gerät, ist verzeihlich, verzeihlich angesichts der Spannung zwischen dem „Nieder in Staub“ der einen und dem „Traue dem Herrn“ der anderen Seite. Hie der als Verteidiger der katholischen Kirche auftretende Kaiser, zuvor hymnisch gefeiert in einem an Händel erinnernden Huldigungschor, dessen von Meinardus selbst in das Libretto von Wilhelm Rossmann eingefügter Text den patriotischen Zeitgeist am klarsten spiegelt; dort der aufrechte Luther, nicht als wetternder Rebell, sondern als demütiger Streiter fürs Evangelium gezeichnet.

 

Bariton Rafael Bruck, am Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert, wird dem sehr gut gerecht, macht gleich aus seiner ersten Arie einen Moment des Innehaltens. Fabian Strotmann (Tenor) hat als Luther-Freund Justus Jonas anfänglich Probleme, sich gegen das Orchester zu behaupten, überzeugt eher in der Rolle des seiner Sache gewissen Kaisers. Multifunktional agiert ebenfalls Bassist Fabian Kuhnen, unter anderem als Glapio, Beichtvater des Kaisers, der gegen Luther intrigiert. Hier nutzt Meinardus bestimmte Motive zur Charakterisierung der handelnden Personen; Raffinessen, die ein wenig untergehen bei dem Sinfonieorchester der Markuskirche Porz, das den Akzent auf klangliche Prachtentfaltung legt. Die Sopranistin Marina Unruh als Nonne Katarina und die Altistin Silke Hartstang als Marta komplettieren das im Finale mit dem Chor agierende Quintett der Solisten. Sie sind diejenigen, die gläubig und triumphierend zugleich Luther stützen, auch einmal zartere Nuancen in das üppig goldgerahmte Gesamtbild einfügen.

 

Lieselotte Sauer-Kaulbach