Auf Einladung der Konzertagentur Distinguished Concerts International New York (DCINY) sang der Neuwieder Konzertchor in einem Konzert der Carnegie Hall in New York gemeinsam mit vielen anderen Chorsängern aus der der ganzen Welt das Werk „Symphonic Adiemus“ des Komponisten Sir Karl Jenkins. Das Konzert war ausverkauft.
Ein ausführlicher Reisebericht der Teilnehmerin Renate Heers befindet sich unter den Bildern,
dazu auch ein Radio-Interview des Chorleiters Thomas Schmidt unmittelbar nach dem Konzert.
Konzertvideo der Aufführung in der Carnegie Hall am 21. Januar 2019
New York, New York
Der Neuwieder Konzertchor der Marktkirche unter der Leitung von KMD Thomas Schmidt ist der überraschenden Einladung, in der Carnegie Hall zu singen, gefolgt.
Es war für uns alle eine wunderbare Reise.
Am frühen Morgen des 16.1.2019 traf die erste Reisegruppe am Frankfurter Flughafen ein. Eine kleinere Gruppe folgte am 18.1. Insgesamt waren 38 Sängerinnen und Sänger, z.T. mit Ehepartner, Freund(in) oder Sohn unterwegs.
Gerade noch rechtzeitig hatte das Sicherheitspersonal seinen Streik beendet und alles verlief planmäßig. An Bord des Airbus A 380 verwöhnte uns die Crew der Singapore Airline. Angekommen am Flughafen John F. Kennedy in New York wurde es anstrengend. Durch den Shutdown in den USA waren die Sicherheitskontrollen sehr sparsam besetzt, und wir standen mehr als 2 Stunden 30 Minuten in der Warteschlange, bis wir endlich einreisen konnten.
Das Thema Sicherheit wird in der Stadt, die niemals schläft, sehr groß geschrieben. Ob Museum, Oper, Musical, Kirche, überall, wo viele Menschen sind, werden die Taschen kontrolliert, manchmal auch mehr.
Unser Hotel lag sehr zentral nahe der Carnegie Hall und dem Central Park, so dass wir eine ganze Menge fußläufig erreichen konnten. Weitere Entfernungen legten wir mit der betagten Subway zurück.
Den ersten Eindruck vermittelte uns eine Stadtrundfahrt; dann ging es auf eigenen Wegen weiter. Rockefeller Center mit der Eisbahn, Times Square, Broadway, Theaterviertel, Parks, Museen, Aussichtsplattformen von Empire State Building, Top of the Rocks, One World Trade Center und, und, und ... Unterwegs fanden wir freundliche, hilfsbereite Menschen, die uns weiterhalfen, wenn wir den richtigen Weg suchen mussten.
New York ist ein multikultureller Schmelztiegel, Menschen mit weißer und brauner Hautfarbe, Asiaten, süd- und mittelamerikanische Klänge harmonieren zusammen. Mittendrin und für uns Deutsche durch unsere Hypothek aus der Vergangenheit ungewohnt, viele Juden mit Kippa, Pejes, Bart und Hut.
Gegensätze charakterisieren die Stadt. In der 5th Avenue schwelgen die Reichen im Luxus bei Cartier, Gucci, Versace etc. Gleich neben den Konsumtempeln schläft ein Obdachloser auf der Straße an einer Hauswand, eingehüllt in Decken. Ich weiß nicht, wie sich das bei -14 Grad Celsius anfühlt.
Wir bestaunen die Wolkenkratzer, die Skyline von Manhattan, von der Brooklyn Bridge aus besonders beeindruckend, oder auch von der Staten Island Ferry, die sogar direkt an Lady Liberty vorbeifährt.
Die grüne Lunge und das Erholungsparadies ist der Central Park, der auch im Januar zu einem schönen Spaziergang oder zum Eislaufen einlädt.
Flankiert wird er von der Upper West Side, dem Viertel, wo Prominente wie Robert de Niro wohnen oder einst John Lennon, und der Upper East Side, eher britisch geprägt und von den ganz Reichen in Besitz genommen..
Fast ländlich dagegen begegnet uns Greenwich Village. Es kann seinen holländischen Ursprung nicht verleugnen; gemütliche Häuser, von Bäumen gesäumte Straßen, Vorgärten, kleine Läden. Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Eine Ecke weiter dominieren Eisentreppen an den Fassaden, wie wir sie aus vielen Filmen kennen. Dann Chinatown, eine chinesische „Enklave“ mitten in New York.
Chelsea Market mit dutzenden Geschäften und Restaurants, die High Line, eine Parkanlage auf ehemaligen Eisenbahnschienen.
Berührend ist der Besuch im Bereich des World Trade Centers. Anstelle der beiden Türme, die dem Terroranschlag vom 11. September 2001 zum Opfer fielen, stehen zwei Wasserbecken, die rundum mit Stahlplatten eingefasst sind. Darauf stehen die Namen der Opfer. Daneben steht der Birnbaum, der überlebt hat und aus den Trümmern weiter gewachsen ist, mit Blumen geschmückt – der Baum der Überlebenden.
Wer sich für Kunst interessiert, findet hervorragende Museen wie das Metropolitan Museum, das Guggenheim und das MoMa. Sie präsentieren uns die Kunst der großen Meister im Original, das wir oft nur aus der Abbildung kennen.
Musik spielt eine ganz große Rolle in New York; zahlreiche Jazzclubs, Musicals, die MET mit Opern in hochkarätiger Besetzung. Einige von uns erlebten Anna Netrebko auf der Bühne.
Das alles war aber nur Beiwerk zu dem eigentlichen Zweck unserer Reise, der Uraufführung des Werkes „Adiemus“ von Sir Karl Jenkins in den USA, gesungen in der Carnegie Hall. Der Komponist wird 75 Jahre alt und wurde mit dem Konzert geehrt.
38 Sängerinnen und Sänger des Neuwieder Konzertchores der Marktkirche warteten gespannt auf die erste Probe, die zusammen mit den anderen beteiligten Chören stattfand. Thomas Schmidt, unser Chorleiter, hatte uns sehr, sehr gut vorbereitet. Und unsere Aufführung in der Marktkirche war ja gerade erst gut gelungen.
Zwei vierstündige Proben standen an, in denen uns Jonathan Griffith, der Dirigent, noch einige Feinheiten vermittelte.
In Anwesenheit von Karl Jenkins sangen insgesamt ca. 270 Sängerinnen und Sänger aus aller Welt gemeinsam.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn Menschen verschiedener Herkunft, unterschiedlicher Sprachen und einander völlig fremd plötzlich gemeinsam ein großes Werk singen. Alle Fremdheit verschwindet, es ist nur noch ein wunderbares Miteinander, das unser Innerstes tief berührt hat.
Nach der zweiten Probe führte Thomas Schmidt seinen Konzertchor zu dem Konzertaushang an der Carnegie Hall. Stolz lasen wir alle das „sold out“. Natürlich gab es ein Gruppenfoto. Und zur größten Überraschung der beiden Geburtstagskinder Helga und Renate erklangen alle Stimmen unseres Chores zum Geburtstagsständchen - „Viel Glück und viel Segen“. In New York, vor der Carnegie Hall, das wird einmalig und unvergesslich bleiben.
Zur Generalprobe ging es dann endlich zusammen mit dem großen Orchester in die Carnegie Hall. Wir hatten Ausweise umhängen, die uns den Einlass durch den Künstlereingang gestatteten. Sechs Etagen mussten erklommen werden, dann kamen wir zu dem Raum, in dem wir unsere Garderobe deponieren konnten. Nach einer Verschnaufpause ging es wieder abwärts auf die Bühne. Nun standen wir auf ihr, der Bühne der Carnegie Hall, auf den „heiligen“ Brettern, wo die Callas, Bernstein, The Beatles und viele andere Künstler ihren Weltruhm gekrönt haben.
Eine weitere Steigerung erfuhr unser Auftritt durch das Datum: Montag, 21.01.2019. Es ist der dritte Montag im Januar, und der ist in den USA immer ein Feiertag, der Martin Luther King gewidmet ist, dem gewaltlosen Kämpfer für die Beseitigung der Rassentrennung und für die Gleichheit aller Menschen. Da passte es einfach, wenn mit „Adiemus“ ein Werk gesungen wurde, das versucht verschiedene Stilrichtungen von der klassischen Chormusik bis zum Ethno-Song miteinander zu verknüpfen, über alle Völker und Rassengrenzen hinweg.
Dann die Aufführung: Die Carnegie Hall ist ausverkauft! Sir Karl Jenkins ist anwesend, später wird aus allen Kehlen das Happy Birthday ertönen.
Jonathan Griffith hebt den Taktstock. Chor und Orchester verschmelzen zu einer Einheit, wir spüren nur noch die Musik, tauchen tief ein. Eine wunderbare Akustik verbreitete den Klang unserer Stimmen. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Engagiert und mitreißend präsentieren wir das „Adiemus“ und der Funke springt über zum Publikum. Es ist begeistert und möchte am liebsten nach jedem Teil applaudieren.
Viel zu schnell erklingt der letzte Ton. Niemand von uns kann sich der euphorischen, glücklichen Stimmung entziehen. Wir sind dankbar für dieses ganz besondere Erlebnis, das uns sehr beeindruckt. Für unsere Leistung empfinden wir Stolz. Wir werden diese Emotionen sicherlich noch lange spüren.
Für Thomas Schmidt war die Arbeit dann immer noch nicht getan. Bei ihm hatte sich überraschend der SWR gemeldet und um ein Interview per Telefon gebeten. Nach Proben und gleich nach dem Konzert noch einmal volle Konzentration. Ein schönes Interview entstand kurz nach Mitternacht NY-Time und wurde noch am Vormittag deutscher Zeit im Radio gesendet.
Ja, eine tolle Woche neigte sich dem Ende zu.
Ermöglicht hat uns dies alles unser Thomas Schmidt, der den Mut hatte, die Einladung nach New York erst zu nehmen und anzunehmen. Er war dazu bereit, großes Engagement und viel Zeit in die Vorbereitung und in die Durchführung zu investieren. Seine Frau Kathrin hat ihn dabei kräftig unterstützt.
Vielen, vielen Dank dafür. Es ist ein großes Vergnügen, unter seiner Leitung zu singen.
Die Organisation unserer Reise lag in den erfahrenen Händen von Beate Neitzert, Mosaik-Reisen. Alles hat gestimmt und gut funktioniert. Frau Neitzert hat uns sehr persönlich betreut und Anteil genommen an unserem Vorhaben. Auch ihr gilt unser Dank.
Was bleibt zu sagen? Es war unsagbar schön, wir hatten einmalige Erlebnisse, fühlen uns reich beschenkt und sind dankbar.
Voller wunderbarer Eindrücke, aber fix und fertig traten wir die Heimreise an.
Renate Heers
Ev. Kirchengemeinde Neuwied
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