Reformationsfest baut am Frieden

„Healing of Memories“ – Evangelische und Katholiken feiern Thesenanschlag erstmals gemeinsam – Festgottesdienst, Abendbuffet, Satire-Film

Den 500. Reformationstag am 31. Oktober 2017 feiern die Neuwieder Innenstadtgemeinden zusammen – und zwar erstmals evangelische, katholische und Christen der Herrnhuter Brüdergemeine gemeinsam. Der Auftakt um 17:00 Uhr ist ein ökumenischer Festgottesdienst in der evangelischen Kirche Heddesdorf mit dem Motto „Healing of Memories“.
„Dieses Reformationsjubiläum ist das erste, bei dem die Christen die Ökumene preisen“, sagt der Superintendent des Kirchenkreises Wied und Heddesdorfer Pfarrer Detlef Kowalski. Zuvor habe der Reformationstag immer der Profilierung der christlichen Kirchen gegeneinander gedient. Kriege, Verletzungen, Mauern und gespaltene Familien sind daraus entstanden.
Das bewusste „Healing of Memories“ hatte eine große Bedeutung für den Versöhungsprozesse nach dem Ende der Apartheid in Südafrika: Täter und Opfer begegneten sich, sprachen ihre Erfahrungen aus und ließen einander daran teilhaben. So konnte Erinnerung kann Heilung bewirken und zugleich den Blick erweitern auf den, der dieselbe Geschichte aus einer anderen Perspektive erlebt hat als ich.
Die Erinnerungen an die Trennung der Christen dürfen jetzt heilen. Die Christen bauen gemeinsam am Frieden. So vollzieht der Festgottesdienst eine besondere Liturgie nach dem bundesweiten Vorbild im März 2017 in Hildesheim: Den Buß- und Versöhnungsakt hatten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, gemeinsam geleitet.
Das „Healing of Memories“ in Neuwied führen die evangelischen Pfarrer Detlef Kowalski und Werner Zupp, der katholische Pastor und Dechant des Dekanats Rhein-Wied, Thomas Darscheid, und die Pfarrerin der Herrnhuther Brüdergemeine Karen Wilson gemeinsam durch. Die Predigt hält die Niederbieberer Pfarrerin Marion Obitz. Der Gospelchor „Sing on“ der Marktkirche bereichert den Gottesdienst mit Stimme und Bewegung und wird der Gemeinde ein Friedenslied mit auf den Weg geben.
Anschließend sind alle Besucher zu einem Abendbuffet ins Gemeindehaus eingeladen. Um 20:00 Uhr kann man den 500. Reformationstag mit dem Satire-Film „Ich fürchte nichts“ ausklingen lassen. Diese Produktion über das Luther-Stück des nn-Theaters Köln hilft witzig und tiefgründig, diese 500 Jahre Geschichte zu verstehen. Der Film unterhält mit Revue-Nummern, unternimmt dabei eine Zeitenreise und fragt auch, was wir mit der Luther-Reformation heute wirklich anfangen – jenseits des Jubiläums. Wer die Tournee des nn-Theaters verpasst hat, kommt hier in den Genuss der Aufführung!

 

Foto: Szene aus "Ich fürchte nichts", Fotograf: AKIM photography


Aufbrüche und Vordenker in unserer Region - Vorträge und Exkursion

Der Vorabend der Reformation
Vorträge und Exkursion – Veranstaltungsreihe vom 26.10. bis 24.11.2017

Am 31. Oktober sind 500 Jahre Reformation vollendet – doch was war eigentlich vorher? Welche Ideen, welche Persönlichkeiten haben hier in der Region der evangelischen Bewegung den Weg frei gemacht? Womit hatten sie konkret zu kämpfen? Dazu bietet der Kirchenkreis Wied in diesem Herbst eine vierteilige Seminarreihe an: „Aufbrüche und Vordenker in unserer Region“. Vom 26. Oktober bis 16. November stellen drei hochkarätige Referent*innen die reformatorischen Impulse und Erfolge von Nikolaus von Kues, Hermann von Wied und Caspar Olevian vor – jeweils donnerstags um 19:30 Uhr im Gemeindehaus der Marktkirche Neuwied. Zum Abschluss führt am 24. November eine Exkursion zum Geburtshaus von Nikolaus von Kues an die Mosel.
Der Eintritt zu den Vorträgen kostet 3 Euro, bei der Exkursion teilen sich die Mitfahrenden die Reisekosten im Pkw. Anmeldung zur Mitfahrt ist erbeten unter Telefon 02631 25336. Die Pfarrer Oskar Greven, Tilmann Raithelhuber und Werner Zupp von Friedenskirchengemeinde und Marktkirche Neuwied organisieren die Seminarreihe in Kooperation mit dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd.
Den Vortragsauftakt macht am 26. Oktober um 19:30 Uhr Dr. Andreas Metzing, Leiter der Evangelischen Archivstelle Boppard. Er porträtiert Hermann zu Wied, der auf seine ganz eigene Weise fromm war: Vom Kölner Erzbischof wurde er zum lokalen Reformator, machte mit Mitte Fünfzig Bonn, Linz und Andernach zu Zentren de Reformation und blieb sich bei allem selbst treu.
Am 9. November, 19:30 Uhr, stellt die Trierer Wissenschaftlerin Dr. Viki Ranff den charismatischen Vordenker Nikolaus von Kues. Der Kardinal und Humanist von der Mosel setzte sich rund 70 Jahre vor der Reformation für kostenfreie Ablassbriefe ein und hielt, für seine Position ungewöhnlich, jeden Sonntag eine eigene Predigt.
Caspar Olevian ist Hauptfigur beim Abschluss der Vortragsreihe am 16. November, 19:30 Uhr: Professor Andreas Mühling von der Universität Trier beschreibt, wie der Trierer Kirchenpolitiker für Bildung und schon Ende des 16. Jahrhunderts für einen Dialog der Konfessionen unterwegs war und so die Reformation in den Institutionen verwirklichen half.


Die Termine im Überblick

Donnerstag, 26. Oktober 2017, 19:30 Uhr
Dr. Andreas Metzing, Leiter der Evangelischen Archivstelle Boppard
Hermann zu Wied, *1477 – Erzbischof in Köln und lokaler Reformator
Auf seine Weise fromm: Ein Mittfünfziger macht Bonn, Linz und Andernach zu Zentren der Reformation

Donnerstag, 9. November, 19:30 Uhr
Dr. Viki Ranff, Hochschuldozentin am Institut für Cusanus-Forschung der Universität Trier
Nikolaus von Kues, *1401 – Kardinal und Humanist mit Grenzen zu Beginn der Neuzeit
Ablassbriefe, aber ohne Geld, und jeden Sonntag eine eigene Predigt

Donnerstag, 16. November, 19:30 Uhr
Prof. Dr. Andreas Mühling, Historiker und Hochschulpfarrer an der Universtität Trier
Caspar Olevian, *1536 – Kirchenpolitiker und Reformator in Trier
Für Bildung unterwegs und für einen Dialog der Konfessionen

Freitag, 24. November, 15:30 Uhr
Exkursion zum Geburtshaus von Nikolaus von Kues nach Bernkastel-Kues
Anmeldung unter Telefon 02631 25336

Fotos:
Nikolaus von Kues (Fotograf: Marco Bösch); Dr. Andreas Metzing; Prof. Dr. Andreas Mühling; Hermann von Wied; Grabplatte des Nikolaus von Kues in S. Pietro in Vincoli, Rom


Martin Luther ist live unterwegs in Neuwied

Öffentliche Intervention – Eine Woche lang um 12:45 Uhr den Reformator beim Einkaufen treffen

In Neuwied ist es wie vor 500 Jahren in Wittenberg – Martin Luther ist unterwegs in der Stadt und verbreitet seine Thesen. In der Woche ab dem 23. Oktober ist er jeden Tag zur Mittagspausenzeit um 12:45 Uhr an einem anderen öffentlichen Ort zu treffen - zum Beispiel in Bank, Bäckerei oder Bekleidungsgeschäft. Bei dieser kurzen, öffentlichen Intervention mimt der Chamäleon-Schauspieler Oliver Grabus den großen Reformator, und Pfarrer Werner Zupp oder Pfarrer Oskar Greven legen seine Worte anschließend aktuell aus. Die Aktion der Marktkirche Neuwied beginnt am Montag, 23. Oktober, in der Schalterhalle der Sparkasse in der Hermannstraße mit dem Thema „Häng dein Herz nicht an Gut und Geld“.
Es folgen am Dienstag „Unser tägliches Brot gib uns heute“ in der Bäckerei Geisen am Luisenplatz, am Mittwoch „Von der weltlichen Obrigkeit“ in der Stadtverwaltung im Historischen Rathaus in der Pfarrstraße und am Donnerstag „Jedem gehören Kleider und Schuhe“ in der C&A-Filiale in der Mittelstraße. Zum Abschluss kurz vor dem 500. Reformationstag darf der so wieder lebendig gewordene Martin Luther sogar ganz unbescholten in der Katholischen Kirche St. Matthias in der Heddesdorfer Straße sprechen zum Thema „Ein Glaube, ein Christus, eine Taufe“.
Martin Luther hat zu vielen Dingen des alltäglichen Lebens Bemerkenswertes gesagt. „Es war nicht nur die Theologie, die ihn beschäftigte, sondern auch unser ganz praktisches menschliches Leben“, betont Zupp. Die Neuwieder können sich also ab dem 23. Oktober aufmachen, um diesem lebensnahen Reformator live zu begegnen mitten in der Stadt.

 

Montag 23. Oktober
„Häng dein Herz nicht an Gut und Geld“
Schalterhalle Sparkasse Neuwied, Herrmannstr.

Dienstag, 24. Oktober
„Unser tägliches Brot gib uns heute“
Bäckerei Geisen, Luisenplatz

Mittwoch, 25. Oktober
„Von der weltlichen Obrigkeit“
Historisches Rathaus, Pfarrstr.1

Donnerstag, 26. Oktober
„Jedem gehören Kleider und Schuhe“
C&A Filiale  Mittelstraße

Freitag, 27. Oktober
„Ein Glaube, ein Christus, eine Taufe“
Kath. Kirche St. Matthias, Neuwied


Mit Martin Luther essen!

Tischgespräche Martin Luthers.

 

Die Stimmung am Tisch soll im Hause Martin Luthers oft gelöst gewesen sein. Statt zu schweigen, wie es für den Reformator während seiner Mönchszeit üblich war, leitete er häufig kurz nach Beginn des Essens in ein lebhaftes Gespräch über. Die Gesprächsinhalte kannten keine Tabus. Alles, was am Tag vorgefallen war und auch Theologisches konnte dort besprochen werden.

 

Für den 2. September 2017 lädt die Neuwieder Marktkirchengemeinde ab 18:00 Uhr ein, sich von dem Schauspieler Johannes Mitternacht in die Welt Luthers einführen zu lassen. Johannes Mitternacht wird dann in der Gestalt des Reformators im Kirchhof der Marktkirche auftreten und bei einem ausgewählten Essen dessen Tischreden zum Besten geben. Dazu wird Musik der damaligen Zeit erklingen (bei Regen findet die Veranstaltung im Gemeindehaus statt).

 

Karten sind ab sofort zu haben und  können beim Gemeindeamt der Marktkirche (Tel 23282), im Café Auszeit oder bei der Tourist-Info erworben werden.


Gottesdienst auf dem Deich!

Unter dem Motto „95 Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten“ gibt es seit Oktober 2016 eine Aktion zum Reformationsjubiläum in der Rheinischen Kirche. Hierbei sollen an 95 Alltagsorten Gottesdienste gefeiert werden.


Am Sonntag, den 25. Juni laden die Marktkirche und die Friedenskirchengemeinde Neuwied gemeinsam auch zu einem solchen Gottesdienst ein. Er steht unter dem Motto „Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“, Dieser Vers ist dem Psalm 18 entnommen. Pfarrer Werner Zupp, der die Idee hatte unmittelbar im Schatten der Deichmauer den ungewöhnlichen Gottesdienst zu feiern, erinnert daran, dass die Deichmauer und der dazugehörige Pegelturm herausragende Wahrzeichen Neuwieds seien. „Es sei schon etwas Besonderes“, so fügt Werner Zupp hinzu, „im Schatten dieses mächtigen Bauwerks, das über viele Jahrzehnte die Bewohner der Stadt Neuwied vor dem Hochwasser geschützt habe, sich an den Gott zu erinnern, der unser Leben schützen und erhalten will“.


Unmittelbar am Rhein spielt natürlich auch das Wasser im Gottesdienst eine wichtige Rolle. So wird der Gottesdienst ein Taufgottesdienst sein und alle Besucher und Besucherinnen werden zu einer symbolischen Tauferinnerung eingeladen sein. Musikalisch wird der Gottesdienst vom Gospelchor „Klangfarben“ aus Waldbreitbach mitgestaltet werden. Im Anschluss wird es ein gemeinsames Abendessen auf dem Hof der Neuwieder Rudergesellschaften geben.

 

Da alle Besucher und Besucherinnen auf der großen Treppe oberhalb der Bootsanlegestelle der Rudergesellschaft sitzen sollen, bietet es sich an Sitzkissen mitzubringen. Der Gottesdienst beginnt um 17 Uhr.


Seminarreihe zur Reformation

Ein Jahr vor dem bedeutenden Datum des 31. Oktober 2017 bieten die evangelischen Gemeinden der Marktkirche und der Friedenskirche eine  Seminarreihe über die Grundlagen der Reformation an. 

 

Die Seminarreihe "Reformationen – Hintergründe – Motive – Wirkungen“ zeichnet den Weg von der Theologie in die Öffentlichkeit nach und zeigt auf, wie sich das reformatorische Denken in immer weiteren Kreisen auswirkte.

 

Reformation hieß eben nicht nur Veränderung der Kirche, sondern es entstand auch eine neue Kultur der Konfessionen, evangelisch wie katholisch, die mit dem Bewusstsein leben mussten, dass die eine Kirche nun in unterschiedlichen Weisen bestand und besteht.

 

An vier Seminarabenden geht die Erwachsenenbildungsreihe unter anderem auf die Reformation als Umbruchzeit ein, vertieft das reformatorische Gottesdienstverständnis und entwickelt das Verhältnis der Reformatoren zur Kunst. Folgende  Abende sind geplant:

 

Donnerstag, 27. Oktober 2016, 19.30 Uhr

Nun sind wir also evangelisch

Reformationszeit – Umbruchzeit

Referent: Pfr. Tilmann Raitelhuber

 

Donnerstag, 3. November 2016, 19.30 Uhr

Durch die geöffnete Tür ins Paradies selbst eintreten

Gottes Gerechtigkeit und die Theologie der Reformation

Referent: Pfarrer Oskar Greven

 

 

Donnerstag, 10. November 2016, 19.30 Uhr

Ohne Christus bin ich nichts

Reformatorische Bewegung weltweit –evangelische Identitäten heute

Referent: Pfarrer Werner Zupp

 

Donnerstag, 17. November 2016, 19.30 Uhr

....davon man singet, saget und fröhlich ist

Reformation und Gottesdienst

Referent KMD Thomas Schmidt                                                               

 

Die vier Seminarabende finden im Gemeindehaus der Marktkirche statt.

 

Veranstalter sind die Marktkirchengemeinde Neuwied, die Friedenskirchengemeinde Neuwied, der Bildungsausschuss im Ev. Kirchenkreis Wied und das Ev. Erwachsenenbildungswerk in Simmern